Binz war nicht immer Seebrücke, Promenade und Bädervilla. Einst als kleines Fischer- und Bauerndorf Byntze erwähnt, taucht der Ort 1318 zum ersten Mal in alten Steuerlisten der Grafschaft Streu auf. Damals noch bescheiden – rund um die heutige Bahnhofstraße und die Rabenstraße – mit Höfen in Granitz-Hof und Aalbeck. Das kirchliche Zentrum lag in Zirkow.
Schon um 1830 deutet sich ein Wandel an: Erste Gäste des Fürsten zu Putbus trauen sich an der Mündung der Ahlbeck ins Wasser – der Beginn einer langen Badegeschichte. Richtig in Schwung kommt Binz 1875, als das Baden im Meer zum Sommerhit wird. Die ersten Gäste entdecken das Dorf und erzählen begeistert davon weiter. Noch im selben Jahr wird mit der Putbuser Straße die erste Verbindung zum Strand geschaffen. Kurz darauf entsteht das erste Hotel, bald auch das erste direkt am Meer: das Strandhotel von Wilhelm Klünder.
Nur ein Jahrzehnt später, 1884, wird Binz offiziell zum Badeort ernannt. Und die Entwicklung nimmt Fahrt auf: Es entstehen Promenade, Seebrücke, Kurhaus, neue Wege – sogar ein Kleinbahnanschluss. Das Besondere an Binz: Statt großer Hotelbauten wachsen elegante Logierhäuser im Stil der Bäderarchitektur heran. Verspielt, lichtdurchflutet und oft nach Frauen benannt – Germania, Viktoria, Flora. Noch heute prägen sie das Bild des Ortes und erzählen von einer Zeit, in der Sommerfrische ein Lebensgefühl war.
1902 wird die erste Seebrücke gebaut – 560 Meter lang. Stürme, Feuer und tragische Unglücke machen ihr schwer zu schaffen. Doch sie wird immer wieder aufgebaut – genauso wie das Kurhaus, das 1906 niederbrennt und zwei Jahre später neu entsteht. Als 1912 ein Teil der Brücke einstürzt und 17 Menschen ums Leben kommen, hat das Folgen weit über Binz hinaus: Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft, die DLRG, wird ein Jahr später gegründet.